Fehler passieren, das ist einfach menschlich. Doch anstatt uns darüber zu ärgern, sollten wir sie als Chancen begreifen. Wer keine Fehler zulässt, verpasst den Fortschritt.
Fehler als Lerngeschenk
Im Projektmanagement sind wir von Projektanfang bis -ende gefordert. Täglich können Ereignisse passieren, die Handlungen und Entscheidungen brauchen.
Es ist menschlich, Fehler zu machen, doch in der Geschäftswelt wird das oft nicht akzeptiert. Viele Unternehmen schaffen es nicht, eine positive Fehlerkultur zu etablieren. Fehler werden vertuscht und verurteilt, was langfristig schädlicher ist als die Fehler selbst.
Die Auswirkungen können beträchtlich sein: zusätzliche Arbeit, finanzielle Verluste oder ein beschädigter Ruf. Um Fehler zu vermeiden, setzen viele Unternehmen auf strenge Regeln und Prozesse, doch dies kann die Innovationskraft hemmen.
Innovation erfordert Mut zum Risiko
Projekte brauchen neue Ideen und Ansätze, um erfolgreich zu sein. Das nennen wir Innovation. Dieser Begriff ist positiv besetzt und gleichzeitig stecken eine Menge Fehler dahinter!
Denn Innovation geht Hand in Hand mit Experimenten, und das bedeutet, auch Fehler in Kauf zu nehmen.
Dies kann im Projektteam durchaus Unsicherheit auslösen. Eine Projektmanagerin fragte mich kürzlich: „Wie sollen wir Neues ausprobieren, wenn wir Angst haben, Fehler zu machen?“ Diese Frage zeigt das Dilemma, vor dem viele stehen. Statt den Umgang mit Fehlern regelmäßig zu reflektieren, wird das Thema oft nur oberflächlich behandelt.
Fehler unterscheiden
Ein wichtiger Schritt zu einer produktiven Fehlerkultur ist die Unterscheidung der Fehlerarten. Fehler sind nicht gleich Fehler. Es gibt einfache, komplexe und intelligente Fehler, die sich in ihren Ursachen und Lernpotenzial unterscheiden.
Die Matrix, angelehnt an das celebration grid von Jurgen Appelo veranschaulicht dir dies.
- Einfache Fehler entstehen durch Nachlässigkeit oder Unachtsamkeit. Sie sind ärgerlich, aber meist nicht dramatisch und haben eine klare Ursache. Diese Fehler lassen sich durch sorgfältiges Arbeiten und Achtsamkeit vermeiden. Nur manchmal bleiben diese Fehler folgenlos und man hat einfach Glück gehabt. Es ist nicht sinnvoll, solche Fehler zu bestrafen, da dies nur dazu führt, dass sie vertuscht werden.
- Intelligente Fehler entstehen in unbekanntem Terrain. Sie resultieren aus dem Versuch, etwas Neues auszuprobieren und basieren auf fundierten Hypothesen. Diese Fehler sind besonders wertvoll, da sie neues Wissen generieren und den Weg für zukünftige Innovationen ebnen. In jedem Fall – egal ob das Experiment erfolgreich war oder nicht – ein Lernergebnis steckt hinter jedem Versuch.
- Komplexe Fehler entstehen durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren in einem komplexen Umfeld. Mit Projektmanagement wird versucht, dieses Umfeld im Griff zu behalten und vielfach können komplexe Fehler auch vermieden werden. Wenn sie jedoch passieren, haben sie oft schwerwiegende Folgen. Um solche Fehler zu vermeiden, ist es wichtig, frühzeitig auf Warnsignale zu reagieren und die Komplexität der Situation anzuerkennen. Bei diesen Fehler ist es noch weniger sinnvoll, sie zu sanktionieren. Trotz aller Vorsorge haben wir im Projekt meistens einfach mal wieder Pech gehabt.
Fehlerkultur im Projektmanagement
Eine effektive Fehlerkultur im Projektmanagement unterscheidet und reagiert angemessen auf verschiedene Fehlerarten. Intelligente Fehler sollten gefördert und als Lernchancen genutzt werden. Komplexe Fehler erfordern eine systematische Analyse, um sie zu verstehen und zu verhindern. Einfache Fehler hingegen sollten ohne Anschuldigungen angegangen werden und die Fehlerursache konstruktiv beseitigt werden. So wird eine Kultur der Offenheit gefördert.
Ich empfehle dir, regelmäßig über den Umgang mit Fehlern im Team zu reflektieren und eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler als selbstverständlicher Bestandteil des Lernprozesses angesehen werden.
Wenn Du noch weiter eintauchen möchtest, dann hast Du hier das Original von Amy Edmondson: