Für viele scheint es erstrebenswert zu sein, wenn alles in Projekten einheitlich geregelt ist. Die Projekte liefen nach dem gleichen Schema ab. Es gäbe gleiche Dokumentvorlagen, gleiche Abläufe, gleiche Kennzahlen.
So könnte man endlich die Intransparenz beseitigen, über die immer geklagt wird. Alle verstünden sich bestens und die ultimative Effizienz wäre erreicht. Ist es nicht das, was man mit einheitlichen Methoden, den sogenannten Best Practices erreichen möchte? Nach meinem Verständnis lautet die Antwort definitiv NEIN.Hier lauert nämlich die Vereinheitlichungsfalle. Es besteht die Gefahr, dass wir das Kind mit dem Bade ausschütten und mehr Schaden als Nutzen anrichten. Es lauert unnötige bürokratische Mehrarbeit, und, was noch viel schlimmer ist, der Verlust von kreativen Freiräumen. In drei Blogbeiträgen gebe ich Dir Hinweise, wie Du dennoch die Vorteile einer „Standardisierung“ nutzen kannst. Denn eine Vereinheitlichung ist in anderer Hinsicht schon höchst erstrebenswert.
Spagat zwischen Effizienz und Individualität
Wie schaffen wir nun den Spagat zwischen nützlicher Effizienzsteigerung und individuellen Freiräumen? Ich sehe drei Ansätze, bei denen wir uns sehr wohl einer nützlichen „Standardisierung“ widmen können. Der erste Ansatz setzt bei ganz grundsätzlichen Dingen an.
Eine Frage der Haltung
Wenn im gleichen Unternehmen der eine Projektmanager interdisziplinäre Teams aus Kunden und Lieferanten zusammensetzt“, der andere aber auf eine „kundenfreie“ Entwicklungsumgebung schwört, dann habt ihr ein Glaubensproblem. Genauso ist es mit sich widersprechenden Ansätzen zur Priorisierung. Eine Eurer Projektgruppen sucht womöglich ihr Seelenheil in der Festlegung unverrückbarer Liefertermine, während die andere bei einem ähnlichen Projekt 100%ige Qualität zum Dogma erklärt. Was zählt denn nun? Was sind die wichtigen und entscheidenden Prämissen mit denen Dein Unternehmen nachweislich in Projekten erfolgreich ist? Da sollte Einvernehmen bestehen.
Das ist das Erste, was ihr in Eurem Unternehmen „standardisieren“ solltet. Es ist das Fundament auf dem alles andere aufsetzt. Es ist weniger ein dogmatischer Standard als vielmehr eine gleiche Haltung, die alle Projektbeteiligten während ihrer Arbeit an den Tag legen sollten.
Erfolgsfaktoren
Wie kommst Du zu dieser gleichen Haltung? Du brauchst sie Dir nicht aus den Fingern zu saugen. Alle Menschen, die sich grundlegende Gedanken über das Managen von Projekten machen, kommen irgendwann darauf, diese Erfolgsfaktoren als Basis festzulegen.
Schau nach bei PRINCE2, bei AgilePM, bei SmartPM oder bei Scrum. In allen Best Practices ist man darauf aus, ein Erfolgsfundament für den jeweiligen Ansatz zu schaffen. Mal nennt man es Gebote, mal Manifest, ein anderes Mal Prinzipien. Bei PRINCE2 sind es sieben, bei AgilePM sind es acht und das Agile Manifest basiert auf zwölf davon. Wähle den Ansatz aus, der Dir am Passendsten erscheint, diskutiert unter Euch Projektmanagern die genannten Prinzipien und prüft, wie Sie in Eure Umgebung passen. Wenn ihr meint, etwas passt nicht so richtig, dann ändert es oder ergänzt Eure eigenen Erfolgsfaktoren. Das sind Eure ersten und wichtigsten Projektstandards! Diese Festlegung Eurer gemeinsamen Erfolgsfaktoren ist der erste Schritt. Nun gilt es, diese Haltung auch zu leben. Das wäre ein Thema für einen ganz anderen Blogbeitrag.
Im nächsten Beitrag zum Thema Standardisierung werde ich Dir vorstellen, was ich unter Projektmodellen verstehe.
Habt ihr in Eurer Projektumgebung schon so etwas wie eine gemeinsame Haltung klar definiert? Inwieweit sind sie speziell auf Euch zugeschnitten? Kann es universelle Prinzipien von erfolgreichem Projektmanagement geben? Ich freue mich auf Dein Feedback.